Am 9.11.2021 wurde die Osnabrücker Gedenkstättenlandschaft um ein Mahnmal gegen Diskrimierung und Ausgrenzung erweitert. Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Bad Iburg (GBI) und der Integrierten Gesamtschule Osnabrück (IGS) enthüllten an diesem Tag auf dem Vereinsgelände des Osnabrücker Sportclubs (OSC) eine Gedenkskulptur für jüdische Sportlerinnen und Sportler, die im Jahr 1924 aus dem Osnabrücker Turnverein (OTV), einem Vorgänger des OSC, ausgeschlossen wurden.
Initiiert wurde das Mahnmal im Nachgang eines preisgekrönten Beitrags beim Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten, für den sich sieben Schülerinnen beider Schulen mit der Ausgrenzung jüdischer Sportlerinnen und Sportler aus dem OTV beschäftigt haben, explizit mit Lea Levy.
Aus dem Wettbewerb hervorgegangen ist eine Kooperation mit dem OSC mit dem Ziel, einen Gedenkort auf dem Vereinsgelände zu errichten, der an alle Sportlerinnen und Sportler erinnern soll, die wie Lea Levy im Jahr 1924 aus antisemitischen oder antidemokratischen Gründen ausgeschlossen wurden.
Hier können Sie das ausführliche Konzeptpapier des Projektes herunterladen:
Neun Schülerinnen und Schüler aus den Kunstleistungskursen der beiden Schulen haben in nur wenigen Tagen den zuvor in einem schulübergreifenden Wettbewerb auserwählten Entwurf von Gina Tepe umgesetzt.
Der markante Riss im Sockel weist sowohl auf den Bruch in der damaligen Gesellschaft als auch auf den persönlichen Einschnitt im Leben der Sportlerinnen und Sportler hin. Der Davidstern, die Jahreszahl 1924 und die hebräische Schrift (übersetzt: In Gedenken an alle jüdischen Sportlerinnen und Sportler) auf dem Sockel verorten das Mahnmal im historischen Kontext.
Die künstlerische und praktische Umsetzung erfolgte unter Anleitung des Meller Bildhauers Bernd Obernüfemann in den Kunsträumen des GBI.
Die Skulptur erinnert in ihrer Konzeption an eine Person auf einem Pauschenpferd, wobei ein massiver Betonsockel hierbei als Sportgerät dient. Die turnende Figur steht stellvertretend für alle ausgeschlossenen jüdischen Sportlerinnen und Sportler.
Die letzten Handgriffe werden gemeinsam mit dem Bildhauer Bernd Obernüfemann getan.
Die Entstehung des Mahnmals wurde von der Video-AG GBI interaktiv dokumentiert. Schauen Sie einmal rein!
Schülerinnen des GBI haben diesen Podcast beim LeoTrepp Schülerpreis eingereicht. Passend zum Wettbewerbsthema "Lebendiges Judentum in Deutschland" hat sich die Gruppe ausgehend vom Mahnmal beim OSC mit Judentum im Sport heute beschäftigt. Thematische Schwerpunkte des Podcasts sind die Aktivitäten des jüdischen Sportverbands Makkabi, aber auch antisemtische Anfeindungen und Präventionsmaßnahmen seitens des DFB und des DOSB. Hören Sie gerne einmal rein!
Der Osnabrücker Historiker Heiko Schulze gibt einen kurzen Überblick über die Entwicklungen der Osnabrücker Sportvereine bis zur Machtübernahme durch die Nationalsozialisten im Jahr 1933.
Dr. Henry Wahlig vom Deutschen Fußballmuseum spricht über frühen Antisemitismus im Osnabrücker Turnverein (OTV) und den langen Weg zum Mahnmal.
Lea Levi hat mit dem Historiker Dr. Henry Wahlig im Herbst 2009 über ihre Zeit im Osnabrücker Turnverein gesprochen. Hier ist ein Ausschnitt davon zu hören.
Eine neue Satzung von 1923 erlaubte es dem Osnabrücker Turnverein (OTV) bereits 1924 jüdische und/oder demokratisch gesinnte Mitglieder aus dem Verein auszuschließen. Diese Art von Antisemitismus und antidemokratischer Haltung bereits 9 Jahre vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten wirft Fragen auf. Warum wurden jüdische und/oder demokratische SportlerInnen von dem OTV ausgeschlossen? Was hat zur Ausgrenzung und Entrechtung dieser Menschen in der Weimarer Republik beigetragen? Welchen Anteil hatten Vereine wie der OTV an der politischen und gesellschaftlichen Radikalisierung in Deutschland?
Durch die Auseinandersetzung mit historischen Quellen rund um den OTV und Osnabrück (Zeitzeugin-Interview, Briefe, Zeitungsartikel, Dokumente) werden Teilnehmende des Workshops diesen Fragen auf den Grund gehen. In gemeinsamen Gruppenarbeiten werden sie herausgefordert, sich nicht nur mit der historischen Situation auseinanderzusetzen und Handlungsoptionen der verschiedenen historischen Akteurinnen und Akteuren auszuloten, sondern auch die Bedeutung von aktivem demokratischem Handeln zu reflektieren.
Dauer 3-4 Stunden
Anmeldung und Nachfragen unter bildung@augustaschacht.de
Besinnlich, nachdenklich stimmend, aber auch fantasiereich und mutmachend verlief die gut besuchte Einweihungsfeier für ein Erinnerungsmahnmal auf dem OSC-Gelände, die bei bestem Herbstwetter stattfinden durfte. Erinnert wird fortan an ausgeschlossene jüdische Mitglieder, die bereits 1924, neun Jahre vor der Nazi-Machtergreifung, mit rassistischen Schmähungen aus dem Vereinsleben vertrieben wurden. Hervorgetan hatte sich dabei seinerzeit vor allem der damalige Vorsitzende des Osnabrücker Turnvereins, Fabrikant Fritz Frömbling. Bewusst hatten die Initiatoren als Datum auf den 9. November gesetzt. Exakt am gleichen Novembertag hatte die SA anno 1938 die deutschen Synagogen, wie auch die in Osnabrück, gebrandschatzt, jüdische Geschäfte verwüstet, zahllose Menschen jüdischer Religion entweder ermordet oder in Konzentrationslager deportiert.
https://os-rundschau.de/featured/neue-staette-der-erinnerung
Alles begann mit dem Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten. Sieben Schülerinnen des Gymnasiums Bad Iburg (GBI) und der Integrierten Gesamtschule Osnabrück (IGS) setzten sich unter dem Wettbewerbsmotto „Bewegte Zeiten – Sport macht Gesellschaft“ mit dem Ausschluss jüdischer Sportlerinnen und Sportler aus dem Osnabrücker Turnverein (Vorgängerverein des OSC) im Jahr 1924 auseinander. Explizit auch mit Lea Levy, die im Alter von zehn Jahren aus dem Verein ausgeschlossen wurde und später aus Deutschland floh. Die Schülerinnen produzierten einen 15 minütigen Podcast über das Schicksal Levys und gewannen einen Landespreis, doch dabei beließen sie es nicht: „Wir empfanden tiefes Mitgefühl mit Lea Levy, ihre Geschichte darf nicht in Vergessenheit geraten. Daher haben wir nach dem Wettbewerb nicht aufgehört und den OSC kontaktiert,“ erklärt die Schülerin Lea Puke bei der feierlichen Enthüllung der Gedenkskulptur.
https://www.hasepost.de/schuelerinnen-schaffen-am-osnabruecker-sportclub-gedenkstaette