Wie ist es, während eines Krieges aufzuwachsen? Dieser Frage geht das Projekt "My Trace - Meine Spur. Kinder und Jugendliche im Krieg" durch Dokumentation und Jugendarbeit nach.
Das Projekt will die Erfahrungen ukrainischer Kinder und Jugendlicher, die während des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine aufwuchsen und aufwachsen, in den Mittelpunkt stellen: sowohl derjenigen, die in der Ukraine geblieben sind, als auch derjenigen, die in andere Länder fliehen mussten.
Die Gedenkstätten Gestapokeller und Augustaschacht riefen das Projekt im Jahr 2022 mit Unterstützung von terre des hommes Deutschland e.V., einer internationalen humanitären Kinderrechtsorganisation, als Reaktion auf den russischen Einmarsch in die Ukraine ins Leben.
2022 und 2023 haben die Projektmitarbeitenden 30 Interviews mit Ukrainer:innen im Alter von 15 bis 25 Jahren aus verschiedenen Teilen der Ukraine und mit unterschiedlichen Kriegserfahrungen in Deutschland, Polen und der Ukraine geführt, um mehr über ihre Bedürfnisse, Pläne und Träume zu erfahren und diese Erfahrungen für die Zukunft sichtbar und hörbar zu machen. Die Archivsammlung dieser Interviews wird ab April 2024 für Wissenschaftler:innen und andere Forschende zugänglich sein.
Im Sommer 2023 luden die Gedenkstätten gemeinsam mit der ukrainischen NRO "After Silence" 28 Ukrainer:innen im Alter von 18 bis 25 Jahren, die sich für die Themen Krieg und Erinnerung interessierten, zu zwei öffentlichen Geschichts-Workcamps ein. Eine Woche lang lernten die Teilnehmenden in Workshops, Diskussionen, Filmvorführungen und Führungen, wie sie Projekte auf der Grundlage ihrer Kriegserlebnisse oder Familiengeschichten erstellen können.
Das Workcamp für Menschen mit Wohnsitz in der Ukraine fand in Verkhovyna in den ukrainischen Karpaten statt. Ukrainische Teilnehmende, die in anderen europäischen Ländern lebten, nahmen an einem Workcamp im niedersächsischen Landkreis Osnabrück teil.
Die Erfahrungen und Perspektiven der ukrainischen Teilnehmenden an den beiden Public History Workcamps in Deutschland und der Ukraine spiegeln sich in individuellen Werken wider, die von Sommer bis Winter 2023 in Zusammenarbeit entstanden sind. Diese Werke werden in der virtuellen Ausstellung Recall, Reflect, Retell präsentiert.
Im Rahmen der Workcamps ist außerdem die Ausstellung "Are We Born for the War? Young Ukrainians Sharing Their Experiences" entstanden, die die Gedenkstätten im Februar 2024 in der Kunsthalle Osnabrück gezeigt haben.